Folgenschwere Fleischproduktion

Eine Fleischproduktion zu Dumpingpreisen geht meist auf Kosten der Tiere. Da hilft es auch nicht, das Tierleid aus unserem Gedächtnis auszublenden. Zahlreiche Nutztiere fristen heute ihr Dasein in Mastbetrieben, ohne je das Licht der Welt (Kunstlicht und Wärmelampen ersetzen Fenster) zu erblicken. Was mittlerweile vielfach in der Produktionskette zählt, sind Schnelligkeit, eine geringe Ausfallrate und Masse, das heißt: In möglichst kurzer Zeit, möglichst viel Fleisch, Eier oder Milch zum kleinsten Preis zu produzieren. Diese Art der Kalkulation ist aber gefährlich und auf lange Sicht kontraproduktiv.

Auch wenn heute viele Konsumenten zum Sparen gezwungen sind – durch den Kauf billiger Massenware unterstützen wir oft ungewollt die Fehlentwicklungen einer umweltschädlichen und unethischen Produktionsweise, die lediglich profitorientiert agiert und unsere Gesundheit aber außer Acht lässt.

Die Welt ist nicht genug
Der Fleischkonsum in Schwellenländern wie China und Indien, aber auch in einigen Entwicklungsländern ist seit einigen Jahren rasant am Wachsen. Wenn sich das Verbraucherniveau dieser Länder weiterhin so schnell dem Verbrauch der Industriestaaten annähert, wird die traditionelle Tierhaltung bald vor einem ernsten Problem stehen. Jetzt schon ist die Steigerung der Produktionskapazitäten ohne einer Übernutzung der Weideflächen kaum noch möglich. Nicht, dass es den Menschen dieser Länder nicht vergönnt sei, in den Genuss von mehr Fleisch zu gelangen. Solange aber an der Umwelt irreversible Schäden angerichtet werden, sollte nachhaltigen Konzepten in der Landwirtschaft der Vorzug vor Dumping-Produktionen gegeben werden.

Intensiv auf unsere Kosten
Weltweit halten heute rund eine Milliarde Menschen Nutztiere, wovon die meisten auf nur noch 15 Tierrassen entfallen. Begründet durch den Anstieg der weltweiten Nachfrage nach tierischen Produkten, sind viele traditionelle und regional gut angepasste Nutztierrassen, meist durch produktivere Züchtungen aus Europa oder den USA, in ihrer Existenz bedroht.

Auch die Klimaauswirkungen der Fleischproduktion sind besorgniserregend. Global gehen 14 % aller Treibhausgasemissionen auf sie zurück. Die zunehmende Rodung von Regenwäldern in Brasilien, Argentinien und Mexiko zur Schaffung neuer Weide- und Anbauflächen für Tiere und Tierfutter, erhöhen den täglichen CO²-Ausstoß massiv. Fast 30 % der globalen Landoberfläche und 70 % des landwirtschaftlich genutzten Landes dienen heute der Viehzucht. Allein für die Futtermittelerzeugung werden weltweit 33 % der Ackerflächen verwendet. Häufig kommen auf diesen Feldern künstliche Düngemittel zum Einsatz, die wiederum große Mengen an Lachgas (ca. 300-mal schädlicher als CO²) freisetzen. Zudem werden für die Produktion von 1 kg Rindfleisch etwa 7 kg Getreide benötigt. Bei den über 1,4 Milliarden Rindern, die heute auf unserem Globus grasen, kommt da zwangsläufig einiges an Tierfutter zusammen. Nicht zu vergessen ist der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß, der durch den Transport von Futtermitteln, aber auch von lebenden Tieren und Schlachtkörpern freigesetzt wird. In den USA verursacht die konventionelle Tierhaltung bereits 55 % der Bodenerosion und Sedimentation, 37 % des Pestizid-Einsatzes und 50 % des Antibiotika-Verbrauchs sowie ein Drittel der Süßwasserbelastung mit Stickstoff und Phosphat.  

Ökologisierung der Landwirtschaft
Durch ökologische Maßnahmen, wie sie manche Länder bereits verfolgen, können diese Tendenzen zumindest teilweise aufgehalten werden. In Mitteleuropa, wo Rinder beispielsweise heimisches Gras und andere Pflanzen fressen können, sind die Probleme nicht so erheblich. Ganz im Gegenteil, hier leisten die Tiere einen wichtigen Beitrag zur landwirtschaftlichen Produktion, weil sie zur Bodenbearbeitung beitragen und einen natürlichen Dünger liefern. Durch reduzierte Transportwege und eine optimierte Futterzusammensetzung lässt sich die CO²-Bilanz weiter verbessern. (In Österreich entfallen derzeit ca. 8 % aller Emissionen auf den Agrarsektor).

Weniger ist mehr
Fleisch ist ein wertvoller Lieferant von lebensnotwendigen Nährstoffen, dennoch übersteigt der tägliche Verzehr in vielen Ländern die empfohlenen Tagesmengen. Durch eine Reduktion des täglichen Fleischkonsums lassen sich nicht nur Emissionen verringern, auch die uns bekannten Herz-Kreislauferkrankungen und Fettleibigkeit würden zurückgehen. Unser Krankheitsrisiko würde gesenkt und die Anzahl der Masttiere ließe sich um die Hälfte reduzieren, wodurch sich das Platzangebot pro Tier verbessern ließe.

Der aufgeklärte Konsument
Als Konsument sollte man durchwegs seine Verantwortung wahrnehmen und nicht die Augen vor offensichtlichen Problemen verschließen. Dazu zählt etwa die Frage, ob es angesichts des Welthungers gerechtfertigt ist, dass 40 % der weltweiten Getreideernte als Viehfutter eingesetzt wird, oder ob es zu verantworten ist, dass die Produktionsprozesse von Fleisch nur noch als eine Kosten-Nutzen-Rechnung wahrgenommen werden, in dem das Endprodukt von Bedeutung ist, nicht aber das lebende Tier und dessen Wohlergehen.

Konsumenten, die bereit sind, für entsprechend gekennzeichnete Produkte mehr zu bezahlen, helfen nicht nur die Halte- und Schlachtbedingungen von heimischen Nutztieren zu verbessern, sie profitieren auch vom besseren Fleischgeschmack, von qualitativ hochwertigeren Milch- und Eierprodukten und letztlich auch von einer intakten Umwelt.

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