Kärntner Blondvieh

Mittelkärntner Blondvieh (Foto: BMLFUW/Rita Newman)
Mittelkärntner Blondvieh (Foto: BMLFUW/Rita Newman)

Heute ist das Kärntner Blondvieh eine vom Aussterben bedrohte Rinderrasse, deren Überleben nur etwa 120 Bauern (die vorwiegend im Berggebiet Kärntens beheimatet sind) sichern.

Die Geschichte vom „schönen Hornvieh"
Literaturberichte legen nahe, dass das Blondvieh ein Abkömmling des Slowenenviehs ist, eines einfärbigen Rinds. Es wurde von slawischen Einwanderern im 6. Jahrhundert n. Chr. nach Kärnten gebracht und mit Gelbvieh und rot geflecktem Vieh von deutschen Siedlern gekreuzt. Es entwickelten sich verschiedene Schläge, wobei früher jede Farbabweichung als eigene Rasse galt.

In der Mittelkärntner Herrschaft Erberstein wurde um 1604 ein Ochsenpaar mit weißer Rückenkennzeichnung gesichtet. Ungefähr 100 Jahre später, um 1703, erwähnte Graf Christalnigg zu Gillitzstein erstmals eine „falchete Melkkuh", die heute als erste Vorläuferin des Kärntner Blondviehs gilt. 1803 erhielt die Kärntner Ackerbaugesellschaft vermehrt Staatszuschüsse und widmete in der Folge besonderes Augenmerk der „Zucht schönen Hornviehs". Um 1857 galt das Kärntner Blondvieh als die beste Rinderrasse der Monarchie. Sein Fleisch war äußerst begehrt und wurde in alle Kronländer exportiert.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Kärntner Blondvieh die am meisten verbreitete Rinderrasse. Örtliche Zuchttiermärkte und Ausstellungen etablierten sich und heimische Rinderzüchter gründeten um 1890 in St. Veit an der Glan die erste Viehzuchtgenossenschaft. Damals wurden die Rinder noch nach ihren Zuchtorten (dem Gut Mariahof bei Sankt Salvator und dem Lavanttal) „Mariahofer" oder „Lavanttaler" benannt. Auch die Bezeichnung „Norische Rasse" war gebräuchlich.

Da kein charakteristischer Unterschied zwischen „Mariahofer", „Lavanttaler" und „Norischer" Rasse feststellbar war, einigten sich die Rinderzüchter auf die gemeinsame Bezeichnung „Kärntner Blondvieh“. Ab diesen Zeitpunkt begann die gezielte Züchtung. Weitere Versuche mit Einkreuzungen anderer Rinderrassen blieben ohne Erfolg. Erst nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte eine konsequente Reinzucht und 1924 wurde der „Kärntner Landes-Blondvieh-Zuchtverband" gegründet.

In den folgenden Jahrzehnten hat sich jedoch durch die Bevorzugung von Hochleistungsrassen in der aufstrebenden modernen Rinderzucht der Rinderbestand bis ins Jahr 1990 auf nur noch 100 Stück verringert: Die Rinderrasse war vom Aussterben bedroht. Auf Initiative des Landwirtschaftsministeriums hat sich die Österreichische Nationalvereinigung für Genreserven (ÖNGENE) mit dem Erhalt seltener Nutztierrassen beschäftigt und für die Aufnahme und Förderung des Kärntner Blondviehs im Österreichischen Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL) – und damit für die Voraussetzungen zur Aufrechterhaltung des Bestandes – gesorgt. Mit Hilfe der „ARGE Genreserve Rind Österreich“, dem Kärntner Rinderzuchtverband und zahlreicher weiterer Partner haben örtliche Rinderbauern durch intensive Zucht- und Erhaltungsarbeit den Muttertierbestand des Kärntner Blondviehs wieder erfolgreich gesteigert. Im Jahr 2010 zählte man bereits 900 Kühe. Heute arbeiten viele lokale Vereine, Initiativen und Verbände, aber vor allem Züchter erfolgreich zusammen, um für die Erhaltung dieser gefährdeten Rinderrasse zu sorgen und die Verwendung ihres Fleisches in der Gastronomie zu fördern.

Die Heimat des Blondviehs
Geografisch gesehen erstreckt sich Mittelkärnten von der Saualpe im Osten bis zu den Nockenbergen im Nord-Westen Kärntens. Es unterteilt sich in die „Norische Region“, das „Hemmaland“ und die „Kärntner Holzstraße". Die waldreiche Landschaft ist von einer typischen Hügel- und Seenlandschaft, niedrigen Bergen und agrarisch genutzten Flächen geprägt. Es kultivieren aber auch Bauern in Unterkärnten (Völkermarkt, Lavanttal) sowie im restlichen Bundesland Kärnten, in der Steiermark, Tirol, Burgenland und in angrenzenden Regionen Sloweniens die seltene Rinderrasse.

Die Sommer in Mittelkärnten sind beinahe mediterran. Die gemäßigte Klimazone Kärntens südlich der Alpen zeichnet sich durch eine relativ beständige Wetterlage mit hoher Sonneneinstrahlung aus. Die Sommer sind heiß und mäßig feucht, die Winter lang und rau. Die besonderen Boden- und Klimaverhältnisse in Mittelkärnten prägen die reichhaltige Almflora und ermöglichen eine extensive Haltung von Blondvieh auf den heimischen Almen und Weiden.

Auffallende Mehrzweck-Rinderrasse
Das Kärntner Blondvieh besitzt ein einfärbiges silberweißes bis semmelgelbes Fell und hell pigmentierte Schleimhäute. Beide Geschlechter tragen auffallende wachsgelbe Hörner mit tiefen Einkerbungen und Linien. Die fügsamen Rinder mit ausgeprägten Muttertier-Eigenschaften werden als arbeitsam beschrieben. Als bodenständige Mehrzweck-Rinderrasse hat sich das Kärntner Blondvieh optimal an die Klimaverhältnisse und die alpinen, zum Teil rauen Gegebenheiten in Mittelkärnten angepasst.

Das Kärntner Blondvieh wird artgerecht gehalten. Während der Vegetationsperiode grasen die Tiere die heimischen Almweiden ab und im Winter werden sie großteils in Laufställen gehalten. Es wird nur mit hofeigenem Heu und Gras zugefüttert. Tierische oder gentechnologisch veränderte Futtermittel und Futtermischungen mit Zusätzen oder Milchaustauschfutter zu verwenden, ist strengstens untersagt. Dank dieser Rinderhaltung weisen Milch und Fleisch eine besonders gute Qualität auf. Diese extensive Tierhaltung liefert einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige alpine Landwirtschaft in Mittelkärnten.

Das Fleisch stammt von 15–20 Monate alten Ochsen, die in Kärnten geboren und aufgezogen wurden. Es ist in seiner Struktur feinfaserig und zeichnet sich durch eine regelmäßige Marmorierung aus. Die hervorragende Saftigkeit und Zartheit des Fleisches und sein typischer Rindfleischgeschmack werden durch die zahlreichen Gräser und Kräuter der Almwiesen und das traditionelle Wissen um das richtige Schlachten und Abhängen von Rindfleisch erreicht.

Bei der Schlachtung der Tiere achten die Bauern darauf, die Ochsen beim Transport möglichst wenig Stress auszusetzen. Und dank des ausgeklügelten Kontrollsystems der AMA (Agrarmarkt Austria) können Konsumenten die Herkunft des Fleisches, von der Geburt des Rindes bis zum angerichteten Fleisch, rückverfolgen.

Quelle: Kulinarisches Erbe Österreich

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