Zickentaler Moorochse

Zickentaler Moorochse (Foto: BMLFUW/Rita Newman)
Zickentaler Moorochse (Foto: BMLFUW/Rita Newman)

Das schmeckt man: Genießer schätzen ihr außergewöhnlich delikates Fleisch besonders. Kurzfaserig, leicht marmoriert, zeichnet es sich durch Saftigkeit und Zartheit aus. Zusammen mit einer optimalen Fleischreifung bedingt dies seinen hervorragenden Geschmack. Delikate Rindfleischschmankerl mit Fleisch vom Zickentaler Moorochsen zeugen davon.

Preisgekrönte Initiative
Rinderhaltung und -handel haben im Südburgenland, das bis 1921 zu Ungarn gehörte, eine jahrhundertelange Tradition. Das Vieh hielt man auf sogenannten „Halten“ oder Hutweiden, Land, das sich weder für die Heuproduktion noch als „Kuchlgarten“ nutzen ließ. Schuljungen hatten als Hüterbuben zu arbeiten. Mit der nachlassenden Rinderhaltung im 20. Jahrhundert ging diese Weideform zurück. Was folgte, war die Verbuschung der Flächen sowie der Aufwuchs der ungeliebten Goldrute (Solidago sp.) und anderer Pflanzen: Das drängte die ursprüngliche, für das Niedermoor typische Vegetation ebenso wie die Zahl der Brutplätze für Bodenbrüter zurück. Um dem entgegenzuwirken, ernannte die Burgenländische Landesregierung das Gebiet im Jahr 1991 zum Naturschutzgebiet „Europaschutzgebiet Auwiesen Zickenbachtal“. Es wurde damit in das Natura-2000-Netzwerk der EU eingebracht und somit Teil eines EU-weiten Schutzgebietnetzwerkes zur Erhaltung gefährdeter Arten und Lebensräume.

2003 gründeten Privatpersonen zusammen mit den Gemeinden Heugraben, Kukmirn und Rohr den Verein „rund um’s Moor“. Ziel ist die Erhaltung des Moores, eine schonende Nutzung der umgebenden Flächen sowie die Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung durch die Projektierung innovativer Angebote im Bereich Landwirtschaft und Tourismus.

2006 wurde in diesem Zusammenhang die Bezeichnung „Moorochse“ als Wortmarke sowie der Eigenname „Zickentaler Moorochse“ als Wortbildmarke registriert. Die Region erhielt für ihre Aktivitäten bereits mehrere Auszeichnungen: 2004 den Landwirtschaftlichen Innovationspreis, drei Jahre später den Rotary-Umweltpreis 2007 und den Tierschutzpreis des Burgenlandes 2007 für artgerechte Tierhaltung. Gleichzeitig reihte der Verein „Forum Land“ das Projekt unter die sechs besten LEADER-Projekte in Österreich.

Aromatisch, saftig, geschmackvoll
Beim Zickentaler Moorochsen handelt es sich um Stiere der Rassen Galloway, Aberdeen Angus und Kreuzungen davon. Die jetzt angesiedelten Rassen wurden wegen ihrer Weidefestigkeit und ihrer Genügsamkeit ausgewählt. Der Verein „Rinderweide am Zickentaler Moor“ kauft männliche Kälber im Alter von sechs bis acht Monaten, die alle aus extensiver Haltung stammen. Bereits als Jungtiere, unmittelbar nach der Geburt, gewöhnt man sie dabei an diese artgerechte Lebensform. Das Vieh verbringt seine Tage in naturnaher Haltung auf nicht gedüngten Weiden im Freien: Es ernährt sich von den aromatischen Gräsern und Kräutern des Moores. Fallweise wird Altheu zur freien Entnahme in Form einer Futterraufe angeboten. Zusätzlich steht eine Mineralsalzlecke zur Verfügung. Den Winter verbringen die Tiere in einem Winterunterstand. Bei entsprechend festen und trockenen Böden können sie auf Winterweiden gebracht werden, wobei sie Heu und Grassilage aus eigener Produktion erhalten.

In den drei bis vier Monaten vor der Schlachtung kommt es zur Ausmast der Ochsen in einem abgetrennten Teil des Winterunterstandes. Dabei fressen die Tiere Heu und Grassilage aus eigener Produktion. Weiters erhalten sie Weizen-, Gersten- und Triticaleschrot im gemeinschaftlichen Futtertrog angeboten. Diese Fütterungsart garantiert einen langsamen Fettaufbau. Darüber hinaus dient sie der „Genussreifung".

Die vorbeugende Gabe von Antibiotika ist nicht erlaubt. Impf- und Arzneimittel dürfen nur Tierärzte verabreichen. Besondere Beachtung findet das Wohlbefinden der Ochsen schließlich beim Transport zur Schlachtung, um sie keinem Stress auszusetzen. Pro Jahr werden in der Region rund 50 - 60 Tiere im Alter zwischen 30 und 32 Monaten mit einem Gewicht von circa 300 - 330 kg geschlachtet. Die Schlachtung der Tiere erfolgt in einem EU-zertifizierten Schlachtbetrieb in Ollersdorf. Daran schließt sich eine Nachreifung des Fleisches für vier bis sechs Tage sowie die Zerlegung an.

Transparenz bei Qualität & Vermarktung
Das Fleisch erscheint aufgrund des langsamen Wachstums der Stiere sehr zart und kurzfasrig. Es ist fein marmoriert und weist eine gleichmäßige, reinweiße Fettabdeckung auf, die das Fleisch später besonders saftig macht. Das Futter des Viehs von den ungedüngten Wiesen rund um das Naturschutzgebiet mit seiner besonderen Vielfalt an seltenen Pflanzen und Kräutern gibt ihrem Fleisch seinen charakteristischen Geschmack sowie eine kräftigere Farbe.

Die Rückverfolgbarkeit des Fleisches vom Teller über den Schlacht- bis zum Erzeugungsbetrieb ist lückenlos garantiert. So kann die Herkunft transparent gemacht und damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Qualitätssicherung geleistet werden. Der Verein „Rinderweide am Zickentaler Moor“ inspiziert außerdem quartalsmäßig die jeweiligen Schlacht- und Zerlegbetriebe. Dort werden auch die Verkaufszahlen an die Gastronomie in halbjährlichen Abständen geprüft. Die Vermarktung des Moorochsenfleisches erfolgt über den Eigenvertrieb der Firma Stefri Frischeteam durch Verkauf im eigenen Geschäft an Letztverbraucher, per Zustellung in die regionale Gastronomie sowie über fünf Einzelhandelsbetriebe.

Die köstlichen Spezialitäten reichen vom aromatischen Frischfleisch über luftgetrocknete Moorochsen- und Kochschinken bis hin zu Würsten oder Leberkäse.

Quellen: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Traditionelle Lebensmittel 2011, Genuss Region Österreich 2011, DFS


Information

Zickentaler Moorochse (Foto: BMLFUW/Rita Newman)
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