Weststeirisches Turopoljeschwein

Turopoljeschwein mit Ferkel (Foto: BMLFUW/Rita Newman)
Turopoljeschwein mit Ferkel (Foto: BMLFUW/Rita Newman)

Heute wachsen die robusten Weststeirischen Turopoljeschweine meist im Freien nach strengen biologischen Richtlinien auf. Durch das langsame Wachsen und den ausreichenden Auslauf schmeckt das Fleisch besonders aromatisch. Die altbewährte Schweinerasse stammt aus Turopolje, einer Region in Mittelkroatien, die zwischen den beiden Flüssen Kupa und Save östlich von Zagreb liegt. Erste schriftliche Aufzeichnungen gehen auf den kroatisch-ungarischen König Ljudevit den Großen zurück, der im Jahr 1352 eine Untersuchung zur Plünderung von Schweinen im Waldland von Turopolje forderte.

Seit dem 19. Jh. gibt es das Turopoljeschwein so wie wir es heute kennen. Vermutlich stammt es vom inzwischen ausgestorbenen Siska-Schwein, einem Abkömmling des mitteleuropäischen Wildschweines, ab. Später kreuzten örtliche Bauern noch zahlreiche weitere Rassen ein, wie etwa das Leicester-Schwein um 1777 und das englische Berkshire-Schwein. Verschiedene Abbildungen lassen auch ein Naheverhältnis zum Krainer Landschwein vermuten und damit zu längst ausgestorbenen heimischen Schlägen, wie etwa dem Gurktaler Schwein. Die vereinzelt vorkommende Kräuselung der Borsten legt zudem einen Einfluss des Syrmischen Mangalitza-Schweines nahe. Die Turopoljeschweine waren auf den Märkten der Donaumonarchie sehr beliebt, deshalb verbreiteten sie sich über Slowenien, Podravina und Südwestungarn. Eine Bildquelle aus dem Jahr 1955 beweist, dass sie zur damaligen Zeit bereits auch in der Weststeiermark gehalten wurden. Doch als der Krieg 1991 zum Zerfall Jugoslawiens führte, wurde der Schweinebestand beinahe ausgerottet.

Es ist einem aufmerksamen Schweinehirten zu verdanken, dass 1993 noch knapp 30 Schweine erhalten waren. Er hielt sie in seinem Stall versteckt und rettete so die althergebrachte Rasse vor dem Aussterben. Später erhielt er Unterstützung vom Tiergarten Schönbrunn in Wien, der sich der Züchtung der bedrohten Schweinerasse annahm. Seit 1995 wird die Züchtung von Turopoljeschweinen im Rahmen des Österreichischen Programms für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) gefördert. Zudem hat der Verein Arche Austria die Schweinerasse ins Herdebuch aufgenommen und zugleich eine umfassende Genbestimmung gestartet. Mit dem Verein ManTuro-Netzwerk für NatURrassen haben sich interessierte Züchter vernetzt, um die beiden Schweinerassen Turopolje und Mangalitza in der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen und gemeinschaftlich zu vermarkten.

Im weststeirischen Hügelland wachsen Turopoljeschweine langsam und mit viel Bewegung im Freien auf. Bei der Aufzucht halten sich die steirischen Bauern an die strengen Richtlinien der biologischen Landwirtschaft. Wegen seiner auffälligen Flecken wird das Turopoljeschwein oftmals auch „Dalmatiner-Schwein“ genannt.

Turopoljeschweine haben eine dunkle Haut und ein dichtes, glattes oder leicht gekraustes Borstenkleid. Die robusten Schweine werden als gutmütig, langlebig und äußerst resistent gegenüber den üblichen Schweinekrankheiten beschrieben. Rund drei Monate lang werden die jungen Ferkel in der Steiermark von der Muttersau gesäugt, zusätzlich erhalten sie vom Bauern Getreideschrot, Molke, Gras oder Grassilage. Das Futter stammt vorwiegend aus der Region und entspricht den strengen Richtlinien des biologischen Landbaus. Im Alter von rund 18 Monaten werden die Schweine in einem nahegelegenen Betrieb geschlachtet. Dabei achten die Bauern darauf, den Stress der Tiere möglichst gering zu halten, um die Fleischqualität nicht zu mindern.

Vermarktet wird das Weststeirische Turopoljeschwein unter der Marke MANTURO – der Name setzt sich aus den beiden althergebrachten Schweinerassen Mangalitza und Turopolje zusammen. Kaufen kann man es entweder direkt bei den Züchtern oder über den Einzelhandel und die Gastronomie. Das schmackhafte Fleisch weist aufgrund der artgerechten Haltung der Tiere eine dunkelrote Farbe auf und ist besonders fettarm. Egal ob als Frischfleisch oder für die Herstellung von Dauerwurstwaren, Schinken und Aufstriche, es schmeckt. Und weil es so besonders ist, wurde das Weststeirische Turopoljeschwein vom Kuratorium Kulinarisches Erbe Österreich gemeinsam mit Gaults Millau Österreich sogar mit einem speziellen Prädikat ausgezeichnet. 

Quellen: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Traditionelle Lebensmittel 2011, Genuss Region Österreich 2011, DFS

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