Surf ´n´ Turf

Aber bitte mit Garnele!

In der etwas angestaubten „Encyclopedia of Bad Taste“ wird „Surf and Turf“ noch naserümpfend als kulinarischer Kitsch dargestellt. Weil es nämlich als vulgäre Selbstdarstellung erachtet wird, wenn „die zwei teuersten Gerichte der Speisekarte“ miteinander kombiniert werden. Denn im Original aus den 60er-Jahren besteht dieses Gericht aus einem ordentlichen Filetsteak, das mit einem halben Hummerschwanz serviert wird.

In Wahrheit aber gibt es heute mit Schah-Kaviar, weißen Trüffeln aus Alba und japanischem Kobe-Beef ja längst noch weitaus Teureres, wenn man tatsächlich nur aufs Angeben aus ist. Außerdem schmeckt die Kombination eines saftigen Steaks mit dem süßen Fleisch frischer Schalentiere wirklich ganz ausgezeichnet. Und das auch oder gerade dann, wenn man auf der Fleisch-Preisliste ein schönes Stück weiter nach unten rutscht. Denn vielen mundet diese Kombination nicht mit einem Filet am besten, sondern mit einer schönen, gut marmorierten Scheibe von der Beiried, zu der wir ein paar knusprig gegrillte Riesengarnelen gesellen. Ein durchaus leistbares Vergnügen, das perfekt zu einem lauen Frühsommerabend und einem guten Glas Chardonnay passt. Und auch zu Pils, Cidre, Uhudler… .

Shop-Tipps. Die Beiried ist ein sehr delikates Teilstück vom Rind, aber auch ein heikles. Denn zu wenig gereift oder von schlechter Herkunft gerät es zum Kau-Gau. Prüfen Sie also getrost auch in der SB-Packung mit einem Fingerdruck, ob die Reife passt. Ist das Fleisch elastisch, lassen Sie es lieber sein. Bleibt die Mulde weitgehend erhalten, wird das Steak sicher auch am Grill mürbe und saftig. Vorausgesetzt, Sie haben auch darauf geachtet, eine möglichst gut drei Zentimeter starke Scheibe zu erstehen. Denn Dünneres wird allzu schnell „well done“ und damit kulinarisch zweitklassig. Und noch eines: Entfernen Sie bitte nie den Fettrand vor dem Grillen, sondern bestenfalls danach. Er hält das Fleisch saftig und am Rost in Form.

Garnelen-Knigge. Auch bei den Krebsen gibt es gewaltige Qualitätsunterschiede. Meistens wird es in unseren Breiten TK-Ware sein, die wir auf den Grill legen, denn Frische leidet unter den langen Transportwegen. Und gute Farm-Shrimps sind oft dem Wildfang an Frische weit überlegen, weil sie im Idealfall quasi „fangfrisch“ eingefroren werden und nicht stunden- oder gar tagelang auf die Weiterverarbeitung warten müssen.

Top-Ware erkennen Sie unter anderem an den strahlend weißen Kopfstücken und an einem möglichst kleinen Glasur-Anteil, der bei Billigangeboten oft 30 % und mehr des Gewichtes erreichen kann. Akzeptieren Sie auch keine Packungen, in denen sich Eiskristalle gebildet haben. Das ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Kühlkette hier bereits unterbrochen war und die Ware erneut eingefroren wurde. Und letztlich ist es auch der Markenname, der für Spitzenqualität bürgt. Das gilt für die Frische genauso wie für die Rückstandsfreiheit. Denn in manchen Regionen ist man gar nicht zimperlich, wenn es um den Einsatz von Antibiotika beim Shrimps-Farming geht.

Quelle: GrillZeit 01/2009

Wellenreiter:
Der Begriff „Surf ´n´Turf“ entstand an der nordamerikanischen Atlantik-Küste und tauchte dort so um 1960 herum zum ersten Mal auf einer Restaurantspeisekarte auf. Inzwischen hat die amphibische Kombination in den ganzen USA Karriere gemacht, zählt auch in Australien unter dem Synonym „Reef and Beef“ zu den Grill-Klassikern und ist vielen London-Urlaubern ebenfalls in Erinnerung. Nicht immer in bester, denn auch bei diesem anscheinend simplen Gericht kann man einiges falsch machen. Vor allem den Einkauf.

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