Indian

In Anlehnung an den Begriff „Indian“ war der große Hühnervogel im 16. Jahrhundert in Österreich auch unter dem Namen „Calcutischer oder Indianischer Hahn“ bekannt. Dabei gründet diese Bezeichnung auf einem großen Irrtum. Die spanischen Seefahrer dachten bei ihrer Entdeckung Amerikas nämlich, sie wären in Westindien gelandet, von wo sie schließlich die köstlichen Tiere mitbrachten. Die ersten Indianischen Hähne die um 1500 von Nordamerika und Mexiko nach Europa gelangten, waren also eigentlich Amerikanische Hähne.

In den folgenden Jahrhunderten geriet die Herkunft der Tiere vielerorts in Vergessenheit und der exotische Vogel wurde mit neuen Namen bedacht:

Die Engländer glaubten irrtümlicherweise, dass Puten wie Perlhühner aus Numidien (das heutige Algerien und Tunesien) stammten und England über die Türkei erreichten. Zudem wurde vieles das zur Zeit der Türkenkriege fremd war, als „turkey“ (Türke) bezeichnet. Der Name blieb in vielen englischsprachigen Ländern, wie z. B. den USA erhalten.  

In alten österreichischen Kochbüchern wird die Pute, neben Indian und Calcutischer Hahn, auch als „Welscher Hahn“ beschrieben, wobei sich „Welsche“ vermutlich von der germanischen Bezeichnung für romanische Völker ableitet, der bekanntermaßen auch die Spanier angehören. Vielleicht wurde der Name aber auch von der schwarzen, fleischigen Welscher Traubensorte aus der Steiermark entlehnt, weil männliche Puten unter ihrem oft schwarzen Federkleid viel zartes Fleisch tragen?

Die Vögel haben in der Steiermark zumindest eine gewisse Tradition, denn hier entstant auch die höhnische Bezeichnung "windischer Spatz" für eine tafelfertige Pute. Die Bezeichnung ist eine Anspielung auf die slowenische („windische“) Bevölkerungsgruppe im Süden des Landes. Viele von ihnen verstanden sich früher auf die Putenzucht.

In Wien nannte man das Geflügel früher spöttisch „Pockerl“ (von ungarisch mundartlich „poka“) oder „Schustervogel“, weil ihn einst die Schustermeister der Stadt zum tradtitionellen „Lichtbraten“ auftischten. Der Braten leitete die dunkle Jahreszeit im Winter ein, ab der die Gesellen wieder bei künstlichem Licht arbeiten mussten.  

Die Namen Truthahn und Pute, die heute im deutschen Sprachraum am geläufigsten sind, stammen von den trut-trut- bzw. put-put-Rufen der Hennen, die damit ihre Jungen anlocken. Die etwas aus der Mode geratene Bezeichnung „Kollerhahn“ ist auf die Droh- und Zornlaute der männlichen Tiere zurückzuführen. Ein kollernder Hahn signalisiert Kampfbereitschaft.

Quelle: Das große Sacherkochbuch 1984, Red. 2013

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