Das Ländle Kalb

Ländlekalb (Foto: BMLFUW/Rita Newman)
Ländlekalb (Foto: BMLFUW/Rita Newman)

Durch die gezielte Kreuzung des heimischen Braunviehs mit fleischbetonten Rinderrassen schmeckt das Fleisch des Ländle Kalbes heute besonders zart und aromatisch.

Das Ländle im Westen von Österreich
Ländle nennen Einheimische liebevoll ihr Vorarlberg, das westlichste Bundesland Österreichs. Vom Bodensee und dem Rhein im Westen bis hin zum Arlberg und der Verwallgruppe im Osten bezaubert die Region mit einer abwechslungsreichen Landschaft auf kleinster Fläche. Zwischen den sanften Ufern des Bodensees und den Gebirgszügen des Rätikons und der Silvretta im Süden liegen gerade einmal 90 km.

Etwas mehr als die Hälfte der Fläche Vorarlbergs wird landwirtschaftlich genützt. Bis heute erhalten die Bauern mit viel Sorgfalt und schonenden Produktionsmethoden die Vielfalt ihrer Heimat. Und die Natur hilft dabei. Auf den tiefgründigen und nährstoffreichen Böden der heimischen Wiesen, Weiden und Bergmähder wächst eine bunte Pflanzenvielfalt an Löwenzahn, Rotklee, Fuchsschwanz und Silbermantel, Alpen-Rispengras und Bergwegerich bis hin zu seltenen Enzianarten. Mit seinen Westwinden sorgt der nahe gelegene Bodensee dafür, dass das Klima in der Region stark atlantisch geprägt ist. Die große Wasserfläche des Sees mäßigt die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und lässt die Winter mild und die Sommer kühl verlaufen. Zusammen mit dem ausreichenden Regen sorgen die örtlichen Gegebenheiten für saftiges Gras auf den Almen und bieten damit beste Voraussetzungen für eine artgerechte Rinderzucht. Und das macht sich auch geschmacklich bemerkbar: Nach einer herrlichen Almsaison auf den saftigen Wiesen mit ausreichender Bewegung schmeckt das Fleisch des Ländle Kalbes besonders aromatisch und zart.

Eine seit langem bewährte Rinderzucht
Seit Menschen sesshaft sind, spielt das Hausrind eine wichtige Rolle. Es lieferte nicht nur Fleisch und Milch, sondern war lange Zeit auch als Arbeitskraft und Zugtier nützlich. Alle Rinderrassen stammen ursprünglich vom Auerochsen oder Ur ab. Über die Zeit wurden sie weiterentwickelt und damit ihre Nutzung optimiert. Die Tradition des Ländle Kalbes ist eng mit der Entwicklung der heimischen Milchwirtschaft verbunden. Erste schriftliche Hinweise über die Rinderhaltung in den Alpen gehen auf die Zeit der Römer um 15 v. Chr. zurück. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich in den zahlreichen abgelegenen Tälern Vorarlbergs typische talschaftsgebundene Schläge, die sich in Größe, Farbe und Leistung unterschieden. Als  im Jahr 1862 der Vorarlbergische Landwirtschaftsverein gegründet wurde, begann man mit der gezielten Zucht des Ländle Kalbes. Im Laufe der Jahre hatte der Verein wichtige Gesetze für die Landwirtschaft initiiert und durchgesetzt. Im Jahr 1923 wurde der Name in Vorarlberger Braunviehzuchtverband umgeändert.

Das besondere Ländle Kalb
Das Ländle Kalb stammt von der Rasse Braunvieh ab, die mit fleischbetonten Rassen wie etwa Angus gekreuzt wird. Alle Tiere werden in Vorarlberg geboren und wachsen mit genügendem Auslauf in gesunder und artgerechter Umgebung auf. Diese Form der extensiven Rinderzucht ist typisch für die Region. Jene Kälber, die im Frühjahr geboren wurden, weiden gemeinsam mit den Mutterkühen auf regionalen Almen. Dabei achten die Bauern stets darauf, nur so viele Tiere zu halten, wie die Wiesen auch ernähren können. Jene Kälber, die im Herbst geboren werden, wachsen in einem geräumigen Laufstall auf.

Von klein auf wird das Ländle Kalb mit Vollmilch oder Milchaustauschfutter gefüttert, garantiert aber ohne jeglichen Zusatz von Wachstumshormonen, Tiermehl, antibiotischen Leistungsförderern oder sonstigen chemischen Zusätzen. Zum Teil werden die Kälber auch vom Muttertier gesäugt. Diese Form der Aufzucht bedingt ein langsames Wachstum der Kälber; das wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Tiere und auch auf die Fleischqualität aus.

Mit einem Alter von rund fünf Monaten wird das Ländle Kalb geschlachtet. Stets achten die Bauern darauf, die Transportwege zu den regionalen Schlachtstellen möglichst kurz zu halten. Das vermeidet unnötigen Stress bei den Tieren und man schmeckt es auch im Fleisch.

Ausgewiesene Qualität
Heimische Bauern kontrollieren und dokumentieren regelmäßig die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Kälber. Zudem sind Ländle Kälber gemäß der österreichischen Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung 2007 mit einer offiziellen Ohrmarke gekennzeichnet. Zusammen mit dem Kontrollsystem der AMA ist damit eine Rückverfolgung des Fleisches, vom Teller bis zur Geburt des Kalbes, gewährleistet. Das Fleisch des Ländle Kalbes ist außerdem mit dem Gütesiegel „Luag druf – Ländle Qualität“ versehen, welches für die Erzeugung und Verarbeitung hochqualitativer heimischer Produkte steht und die Einhaltung strenger interner wie externer Kontrollen garantiert.

Vermarktet wird das Ländle Kalb vorwiegend durch die 2001 gegründete Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH. Ihr Ziel ist es, vorarlbergische Qualitätsprodukte überregional zu bewerben und damit die regionale Wertschöpfung zu erhöhen.

Saison hat das Ländle-Kalb-Fleisch vor allem im Frühjahr und im Herbst. Es gilt als besonders fettarmes, zartes und feinschmeckendes Fleisch höchster Qualität. Sein einzigartiges Aroma führen Feinschmecker auf die regionale Flora der Hochalmen und den weitläufigen Auslauf zurück. Erhältlich ist die Fleischspezialität im heimischen Lebensmittelhandel, in der örtlichen Gastronomie sowie über verschiedene Wege der Direktvermarktung.

Quellen: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Traditionelle Lebensmittel 2011, Genuss Region Österreich 2011, DFS

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