Pinzgauer Rind

Die Rinder liefern sowohl exzellente Milch als auch vorzügliches Fleisch mit einzigartigem Aroma und vollem Geschmack. Ihre artgerechte, naturnahe Haltung leistet zudem seit Jahrhunderten einen wertvollen Beitrag zur Bewahrung der alpinen Landschaft mit einer einzigartigen Pflanzenwelt.

Von „Tiroler Rückenschecken“ & „Pongauern“
Bereits um 800 v. Chr. brachten die Kelten Vorfahren der Pinzgauer Rinder in ihr heutiges Stammzuchtgebiet, die Hohen Tauern Salzburgs.

Die Pinzgauer Rasse hat sich aus dem rotscheckigen Bajuwarenrind und dem knochenstarken, einfärbigen Slawenrind entwickelt. Ihr Name stammt von der Salzburger Region „Pinzgau“ ab.

In den Tälern Salzburgs, Tirols, Kärntens aber auch in der Steiermark und sogar im benachbarten Bayern entwickelten sich im Laufe der Geschichte unterschiedliche Schläge. Sie waren gescheckt, mit starker Braunfärbung oder aber auch schwarz gefärbt.

Und genauso unterschiedlich wie ihre Färbung waren ihre Namen. Man kannte sie als „Pinzgauer", „Pongauer", „Salzburger Schecken", „Mölltaler", „Brixentaler", „Tiroler Rückenschecken", „Traunsteiner" oder „Berchtesgadener".

Bereits 1820 wurde das Pinzgauer Rind in die heutigen Gebiete Rumäniens, Tschechiens und der Slowakei exportiert. In der österreichisch-ungarischen Monarchie war das Pinzgauer Rind dann sogar die am weitesten verbreitete Rinderrasse.
1834 lassen sich auch hornlose Pinzgauer Rinder, die „Jochberger Hummeln” nachweisen. Eine erste Beschreibung der Rinder als „entweder einfärbig braune Rinder oder mit weißem Bauch- und Rückenstrich“ stammt von Freiherr von Mesnil aus dem Jahre 1857.

Erst mit der Bildung der ersten Züchterverbände am Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einer genauen Rassendefinition und es wurden strenge Farbvorschriften festgelegt.

Reinzucht als oberstes Ziel
Wie begehrt die Pinzgauer Rinder waren, bezeugt ihr intensiver Export. Während des Zweiten Weltkrieges verloren die Pinzgauer Rinderzüchter jedoch ihre Eigenständigkeit. Entsprechende landwirtschaftliche Aktivitäten zur Pflege, Verbreitung und Weiterentwicklung der Rasse waren stark eingeschränkt.

1950 wurde eine Arbeitsgemeinschaft der Pinzgauer Rinderzüchter gegründet. Durch die Aufhebung der bestehenden Rassenbeschränkungen im Zuge der Änderung der Tierzuchtgesetze zwischen 1965 und 1971 wurde das Pinzgauer Rind durch „Milchleistungskühe“ in seinem Stammzuchtgebiet zunehmend verdrängt.

Zur Verbesserung der Milchleistung, Euterform und Melkbarkeit wurde 1969 eine Hereinnahme von Red Friesian-Blut unternommen. Dem Konzept, andere Rinderrassen genetisch zu integrieren, stand aber ein Teil der Züchter im Berggebiet konservativ gegenüber. Sie beharrten auf der Reinzucht. Heute ist das geltende Programm auch wieder auf Reinzucht ausgerichtet und die Haltung von Pinzgauer Rindern wird im Rahmen des österreichischen Programms für umweltgerechte landwirtschaftliche Produktion gefördert.

Ein wertvoller Lebensraum
Der Pinzgau erstaunt mit seinem Facettenreichtum: Die so reizvolle Heimatregion der bodenständigen Rinder ist eine alpine, fruchtbare Landschaft im Westen des Bundeslandes Salzburg. Die Hochgebirgslandschaft umgeben imposant die Hohen Tauern im Süden und die Kitzbüheler Alpen sowie das Steinerne Meer im Norden. Sie hat flächenmäßig den größten Anteil am Naturschutzraum „Nationalpark Hohe Tauern".

Für die Klimaverhältnisse in der Alpinregion Pinzgau sind kurze, eher kühle Sommer und langandauernde, kalte Winter charakteristisch. Als sehr flexibel sind Pinzgauer aber an diese relativ rauen Umweltbedingungen ihrer Heimat gut angepasst. Die klimatischen Verhältnisse haben eine einzigartige Bergflora hervorgebracht, die beste Bedingungen für die Rinderhaltung bietet.

Rasse mit internationalem Ruf
Das Pinzgauer Rind ist mittel- bis großrahmig, verfügt über einen hervorragenden Mutterinstinkt und gilt als robust, leistungsfähig und marschtüchtig. Das Rind ist charakterisiert durch seine kastanienbraune Grundfarbe und die typische Weißzeichnung am Rücken, Kreuz und Bauch sowie an den Vorderarmen und Unterschenkeln. Diese typische Farbzeichnung wird dominant vererbt. Das einzigartig rotbraun gefärbte Fell und die pigmentierten Augen schaffen einen perfekten Schutz gegen UV-Strahlen, selbst in extremen Klimagebieten.

Eine Besonderheit stellen die heute seltenen, schwarzweiß gefärbten Typen und die genetisch bedingte hornlose Variante, die „Jochberger Hummeln", dar.

Heute leben etwa eine Million Abkömmlinge der Pinzgauer in immerhin 25 Staaten der Erde auf vier Kontinenten. In Österreich zählt das reinrassig gezüchtete Rind jedoch zu den gefährdeten Haustierrassen.

Optimale Qualitätsvorraussetzungen
Besondere Beachtung wird auf das Wohlbefinden der Rinder beim Transport gelegt, um Stress zu vermeiden. Auch die Schlachtung passiert möglichst stressfrei entweder in gemeinschaftlichen Schlachtungsanlagen in der Region oder im Schlachthof Salzburg.

Neben der Milch gilt besonders das Fleisch der heute als Zweinutzungsrind gehaltenen Tiere als echte Delikatesse. Wissenschaftliche Untersuchungen der technischen Universität München bescheinigen dem hellroten Fleisch auch vergleichsweise überlegene Qualitätsmerkmale. Zartheit, ansprechende Marmorierung, Saftigkeit, typischer Geschmack und geringer Grillverlust sowie Feinfasrigkeit zählen zu seinen Stärken. Das köstliche Fleisch schmeckt in allen möglichen Variationen, als zünftiges Gulasch, feiner Kalbs- und Rinderbraten, aber auch in Form delikater Kalbsbratwürstel und anderer Grillspezialitäten.

Die gelungene Vermarktung der Pinzgauer Rinder organisieren zum größten Teil der Rinderzuchtverband Salzburg und die Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind (EZG-Salzburger Rind). Das exzellente Fleisch des Pinzgauer Rindes ist aber auch bei diversen Direktvermarktern oder bei den kulinarisch interessanten Gastwirten des Nationalparks Hohe Tauern erhältlich.

Quellen: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Traditionelle Lebensmittel 2011, Genuss Region Österreich 2011, DFS

    WISSEN:
    In früheren Zeiten waren die Pinzgauer klassische Dreinutzungsrinder: Das heißt, die Bauern hielten sie als wertvolle Milch- und Fleischlieferanten, aber auch wegen ihrer großen Kraft als wichtige Arbeitstiere. Noch im 19. Jahrhundert zielte die Zucht hauptsächlich auf kräftige Zugtiere ab, die nicht nur überall in der Landwirtschaft, sondern auch von Brauereien und in den großen Zuckerrübenanbaugebieten benötigt wurden. Diese starken Zug-Ochsen nannte man „Übertäuerer".

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