Kokette Anette

Das Weibchen wurde im Deutschen aber bald als Aente, das Männchen als Aenterich bezeichnet. Letzteren erkennt man laut der Oekonomischen Encyklopädie von J. G. Krünitz „an den über dem Schwanze vorn nach dem Körper zu befindlichen krummen Federn, und (wenn er nicht von der weißen Art ist) an dem schönen blau und grün spielenden Kopfe; auch am Laute, denn er schreyet fast gar nicht, sondern hat nur eine schwache heisere Stimme.“

Weiters ist da zu lesen, dass die zahmen Aenten auch als Schnatterer bezeichnet werden, "weil sie sich gern im Morast, auch in Bächen, am Ufer der Seen und an sumpfigen Orten aufhalten, mit dem Schnabel im Schlamme wühlen, und dabey fast beständig schnattern; daher sie auch auf den Meier- oder Ackerhöfen, wo viel Sumpf oder Wasser ist, wegen ihrer Federn, Eyer und Zucht, mit großem Nutzen gehalten werden; dahingegen sie den Fischteichen und der wilden Fischerey in Bächen und Flüssen höchst nachtheilig sind, indem sie nicht nur der Fischbrut sehr nachstellen, und mit ihrem breiten Schnabel allerley junge Fische, als: Gründlinge, Weißfische, Schmerlen, sondern auch so gar ziemlich große Forellen und Hechte anfallen und verschlucken.“

Heute sind die Tiere hauptsächlich wegen ihres Fleisches beliebt, wobei in Frankreich vor allem die Stopfleber (Foie gras) begehrt ist. Die meisten Hausenten, etwa 500 Millionen, werden in China gehalten. Daher zählt die weiße Pekingente zu den meist verbreiteten Entenrassen.

Im Europa des 18. Jahrhunderts kannte man bereits weiße, bunte und graue Enten, wobei letztere wegen ihrer Langlebigkeit geschätzter waren, als ihre weißen Artverwandten. Sie entgingen aufgrund ihrer grauen Tarnfarbe nämlich häufig den Attacken von Raubvögeln. Unabhänging von Farbe und Geschlecht dienten Hausenten ihren Züchtern meist drei bis vier Jahre, wobei ein „Aenterich“ zehn bis zwölf „Aenten“ begatten konnte.

In der Oekonomischen Encyklopädie wird der Fortpflanzungstrieb folgendermaßen beschrieben: „Die Aenteriche sind zuweilen dermaßen geil, und setzen ihren Weibchen so oft und unabläßig nach, daß diese wohl manchmal davon sterben müssen. Daß der Biß eines in seiner Lust gestörten verliebten Aenterichs tödtlich sey, davon erzählt Herr le Cat eine Geschichte, welche sich des 11. März 1752 mit einem 29jährigen gesunden Bauer zu Sotteville zugetragen.“

Wie man die Fortpflanzung der Tiere weiter verbessern konnte, erkannte ein gewisser Herr Mallison aus der englischen Grafschaft Essex. 1773 beschleunigte er das Zuchtverfahren bei seinen Enten indem er ihre Eier von Hennen ausbrüten ließ. Aufgrund des natürlichen Verhaltens der Wasservögel werden die Eier im Nest immer wieder nass, was vor allem bei kalten Wetter tödlich für die Küken im Ei ist. Deshalb legte Mallison die Eier 8 bis 10 Tage einer Henne unter und bedeckte sie danach mit Pferdemist. Alle 12 Stunden wendete er die Eier bis die Küken geschlüpft waren. Auf diese Art erhielt der englische Züchter von zehn Enten jährlich 500 bis 600 Junge. Ob sich dieser Aufwand damals lohnte, ist allerdings fraglich. Neben dem Fleisch von Hausenten war nämlich auch Wildentenfleisch beliebt.

Die Wildtiere wurden mit Lockenten, Schrotgewehren, Hunden und sogar zahmen Füchsen gejagt. Eine noch ausgefallenere Jagdmethode dokumentierte allerdings Jean-Baptiste Du Halde in seinem Werk „Beschreibung Chinas und der chinesischen Tartarei“ von 1735. In China sei eine Wildentenart auf Wassern und Sümpfen besonders häufig anzutreffen, zu deren liebste Nahrung eine bestimmte Kürbisart zählt. Wie in der Oekonomischen Encyklopädie nachzulesen ist, bedienen sich die Einwohner der Kürbisse, diese Näscher damit zu fangen, auf folgende Art: „Sie nehmen große getrocknete Kürbisse, worinn einzelne kleine Oeffnungen gemacht worden, durch welche sie frey Athem schöpfen, und ihre Beute ungehindert beobachten können. In einen solchen ausgehöhlten Kürbiß stecken sie ihren Kopf, und steigen alsdenn so tief ins Wasser, daß nichts, als dieser Kürbiß, über die Fläche desselben hervor rage. Die Aenten, welche dergleichen Früchte oft auf dem Wasser schwimmen sehen, und mit denselben theils zu spielen, theils sich davon zu nähren, gewohnt sind, werden durch den Anblick dieser verdächtigen Lockspeise, deren gefährlicher Hinterhalt ihnen verborgen bleibt, nicht scheu gemacht. Sie halten ungestört aus, und lassen den verkappten Jägern die Bequemlichkeit, sie unvermerkt bey den Füßen zu erhaschen, sobald sie sich einem dieser gefährlichen Kürbisse nahen. Damit aber das Geschrey der Gefangenen die übrigen sichern Aenten nicht verscheuchen, und die Jagd desto einträglicher seyn möge, brauchen die schwimmenden Jäger die Vorsicht, den erhaschten Raub sogleich unter das Wasser zu ziehen, ungesäumt zu erdrosseln, und an einem Gürtel, den sie um den bloßen Leib tragen, zu befestigen.“

Die selbe Jagdmethode praktizierten übrigens auch die Ägypter im 19. Jahrhundert. Möglicherweise haben sie sich die ausgefallene Technik von den Chinesen abgeschaut.

Quellen: Oekonomische Encyklopädie, Red. 2013

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