Der Vogelstrauß

Die Jungtiere gewöhnen sich durch regelmäßige Fütterung relativ schnell an den Menschen. In der Antike gab es sogar vereinzelt Versuche die Riesenvögel soweit zu zähmen, dass man auf ihnen reiten oder sie vor einen Wagen spannen konnte. Ptolemaios II, König von Ägypten, ließ sich etwa während der griechisch-römischen Zeit (308–246 v. Chr.) bei einem Festumzug in einem Wagen von acht Straußen ziehen, während seine Gemahlin auf einem Strauß ritt.

Diese und ähnliche Aktionen waren aber die große Ausnahme, die Vögel wurden in erster Linie wegen ihrer Federn gejagt oder gezähmt. Der antike griechische Geschichtsschreiber Polybios beschreibt etwa die 3 ½ Ellen hohen, roten und schwarzen Helmbüsche aus Straußenfedern, die römische Soldaten trugen. Auch später im Osmanischen Reich war es manch ehrhaftem Janitscharen erlaubt, seinen Turban mit Straußenfedern zu schmücken. Im Mittelalter zierten Straußenfedern die Helme der Ritter.

Zu dieser Zeit stammte der exotische Schmuck noch vornehmlich von erlegten Wildstraußen aus Nordafrika. Araber jagten die schnellen Laufvögel zu Pferd und stellten den Tieren so lange nach, bis sie zu erschöpft zum Fortlaufen waren.

In der Oekonomischen Encyklopädie ist zu lesen: „Wenn sie (die arabischen Jäger) auf diese Weise die Flüchtigen einen oder etliche Tage hindurch abgemattet und ausgehungert haben, ergreifen sie den vortheilhaftesten Augenblick, sie nach Möglichkeit dem Winde entgegen zu treiben, und so in vollem Rennen oder Laufen auf sie loszusprengen, und sie mit Stockschlägen zu tödten, damit kein Blut ihre schönen weißen Federn beschmutze. Wenn sie ganz in die Enge getrieben sind, so daß sie den Jägern nicht mehr entkommen können, so sollen sie den Kopf zu verbergen suchen, und unbeweglich stehen bleiben, bis sie gefangen oder getödtet werden.“

Erst durch die Gründung von Straußenfarmen in Südafrika wurden die Federn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa vermehrt als Modeaccessoire gehandelt. Die natürliche wallende Bewegung der Federn galt als besonders schick, wodurch die Nachfrage rasant stieg. Bald entstanden auch Farmen in Asien, Australien sowie in Nord- und Südamerika. Die kostbaren Federn mussten von lebenden Tieren stammen, andernfalls wären sie zu trocken und unbrauchbar gewesen. Da die Federn nachwachsen, wurden sie alle zwei bis drei Jahre geschnitten. Bei einer Lebenserwartung von rund 70 Jahren mussten die Tiere diese Prozedur also oft erdulden. Erst durch den Ersten Weltkrieg kam der Federhandel zwischenzeitlich zum Erliegen.

Neben dem Handel mit Federn ist vor allem in der jüngeren Vergangenheit auch das Interesse an Straußenfleisch gestiegen. Schon der römische Feinschmecker Apicius veranlasste, das spezielle Fleisch auf des Kaisers Tafel anrichten zu lassen. Geschmacklich konnte sich die magere Fleischsorte aber nicht durchsetzen, lange galt sie als zäh und trocken. Erst als man den Tieren weniger Auslauf gab und sie mit mehr Getreide fütterte, wurde es zart und gewann an Ansehen.

Heute gibt es in Österreich sogar mehrere Straußenfarmen, die außer dem Fleisch auch die Eier der Tiere vermarkten.

Während drei bis vier Hennen in freier Wildbahn ihre Eier in einem Gemeinschaftsnest ablegen (bis zu 10 Stück pro Henne) und etwa 45 Tage abwechselnd mit dem Hahn ausbrüten, können Hennen auf einer Farm jeweils bis zu 90 Eier legen, wenn ihnen diese ständig aus der Nestmulde entfernt werden. Dabei erwischen lassen sollte sich der Eierdieb aber nicht, ein Strauß weiß sein Gelege nämlich mit seinen scharfen Krallen bis aufs Blut zu verteidigen.

Quellen: Culinaria USA 1999, Oekonomische Encyklopädie, Red. 2013

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