Genetik

Bei den heute eingesetzten Masthühnern und -puten stellt sich die Frage, ob züchterische Grenzen schon überschritten wurden, da sich die gesteigerten Mastleistungen in deutlichen Verhaltensänderungen manifestiert haben1. Konkret haben sich seit den 40er-Jahren zahlreiche Zuchtbetriebe damit befasst, bei Masthühnern gezielte genetische Veränderungen zu erreichen, um folgende Kriterien zu beeinflussen:

  • Wachstum beschleunigen
  • Schlachtalter reduzieren
  • Eingesetzte Futtermenge pro kg Schlachtvieh reduzieren

Das Ergebnis dieser Bemühungen sind die Rassen Ross 308 und Cobb 500, die heute in der kommerziellen Hühnerzucht am häufigsten eingesetzt werden2. Ebenfalls sehr häufig werden Cobb 500, Arbor Acres Broiler und Hubbard Broiler eingesetzt, allesamt Hybridrassen aus den Laboratorien der beiden Weltmarktführer für Masthühner und –truthähne3. Diese Masthühner benötigen nur noch ein Drittel der Zeit der alten Hühnerrassen, um das gleiche Schlachtgewicht zu erreichen, und verbrauchen nur ein Viertel so viel Futter. Diese Entwicklung ist nur zu einem geringen Anteil auf eine veränderte Ernährung der Hühner zurückzuführen. Im Wesentlichen ist sie ein Ergebnis der vom Menschen gesteuerten genetischen Selektion2.

Um den Konsumentenwünschen nach einem größeren Anteil an Hühnerfilets Rechnung zu tragen, wurde in den letzten 20 Jahren durch Züchtung erreicht, dass sich die Ausbeute an Hühnerbrustfleisch pro Tier verdoppelt hat. Auch der Fettgehalt der gesamten Karkasse ist als Ergebnis der modernen Hühnermast deutlich gestiegen. Allerdings treten bei diesen Masthühnern als Folge des schnellen Gewichtzunahme wesentlich öfter Erkrankungen wegen Überlastung der Beine, Atmungsprobleme wegen zu kleiner Lungen und Herzverfettung auf2.

Speziell bei alternativen Haltungsformen (Freilandhaltung, Aufzucht von Bio-Hühnern) greift man heute wieder auf langsamer wachsende Rassen zurück, wie z. B. die aus Frankreich stammenden Landhühner mit braunem Federkleid. Auch vom Aussterben bedrohte lokale Rassen, wie das Sulmtaler Huhn, werden wieder in größerem Ausmaß gezüchtet. Grund für diese Entwicklung ist das besonders schmackhafte Fleisch dieser Hühnerrassen.

Quellen: 1) Geßl und Milletich 2003, 2) Havenstein 2001, 3) Halle 2003, DFS